Waschtag
Ich habe es schon lange gefürchtet oder geahnt, das die Kleidung mit der Zeit ein wenig Schmutz annimmt. Allerdings bin ich der Meinung, das in Deutschland zu viel gewaschen wird. Früher hat man eine Unterhose 4 Wochen getragen und heute wechseln wir sie täglich. Auch T- Shirts braucht man nicht so oft zu waschen. Sie haben ja 2 Seiten. Eine Vorder und eine Rückseite. Es verschmutzt ja zur Zeit nur eine Seite, so das man, wenn es nötig ist die schmutzige Seite auf dem Rücken trägt. Jacke drüber und es sieht kein Mensch.
Leider ist nun der Zeitpunkt gekommen an dem nichts mehr geht. Im Bad liegt ein Berg schmutziger Wäsche und mein Schrank ist leer. Meine Frau liegt leider immer noch im Krankenhaus. Neue Kleidung kaufen geht doch ganz schön ins Geld. Also, es nützt nichts, ich muß wohl einiges waschen. Das kann ja nicht so schwer sein, wenn jede Frau das beherrscht, können wir Männer das erst recht. Sicher sogar viel besser. Also rann ans Werk. Ab in die Waschküche. Dort stehen 2 Waschmaschinen. Nehmen wir erst einmal die Rechte. Die vielen Knöpfe und Rädchen haben sicher eine Bedeutung. Mal sehe was da steht. Hmmm. Bügelfeucht??? Schranktrocken äääähhh? Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Das muß der Wäschetrockner sein. Na bitte, gleich erkannt. Da bin ich falsch. Also zum anderen Gerät. Oh ha, da sind ja noch mehr Knöpfe dran. Also mal analytisch vorgehen. Was will ich hier. Waschen natürlich. Also die Temperatur einstellen. Ich glaube 90° ist die Universaltemperatur für die kleine Wäsche zwischendurch. Also Vorwaschen. Nee, es soll schon richtig sauber werden. Das Vorwaschen kenne ich aus der Waschstraße. Da machen die das mit dem Dampfstrahler. Also Hauptwaschen. Nun kommen wir der Sache schon näher. Schleudern natürlich auch. Ist doch klar. Was zum Henker bedeutet Stufenschleudern. Ach ja, wenn man mal den Treppenläufer waschen will. Praktisch. Die modernen Waschmaschinen sind schon richtige Wunderwerke.
Also erst einmal die Tür öffnen und einen Arm voll Wäsche reinstopfen. Nanu, die Tür geht nicht auf. Nun mal ganz langsam. Ich glaube da drinnen hat sich was bewegt. Also die Taschenlampe geholt und mal reinleuchten. Hee, da ist noch Wäsche drin. Dieser Geistesblitz hätte mich beinahe erschlagen. Und nun? Klar, meine Frau sagte noch als sie ins Krankenhaus mußte das sie die Gardinen gewaschen hat und ich sollte sie aufhängen. Das hatte ich ganz vergessen. Das nützt nicht, die Gardinen halten von innen die Tür zu. Mal sehen was die Gebrauchsanweisung sagt. Da steht Tür öffnet nicht. Öffnen sie die Filterabdeckung und ziehen sie an der Schlaufe. Sichtlich genervt knie ich vor der Waschmaschine und grunze, guck nicht so, ich will dich nicht anbeten. Schnell an der Schlaufe gezogen und schon kommen mir die Gardinen samt einem Schwall Wasser entgegen. So eine Sch..............., da hat doch bestimmt der Schleudergang nicht funktioniert. Wie ein Irrer greife ich die Gardinen und rase damit in den Garten zur Wäscheleine. Meine Nachbarin steht im Garten und es schweben mehrere Fragezeichen über ihrem Haupt. Tach, ich hab Gardinen gewaschen. Sie lächelt milde, während ich die ich die Gardinen kunstvoll über die Wäscheleine drapiere. Sieht interessant aus.
Ich wechsele die Kleidung. Leider nichts sauberes mehr da. Also ziehe ich den alten Arbeitsanzug an. Den habe ich schon ewig nicht mehr getragen. Nun aber frisch ans Werk. Wäsche in die Trommel, Tür schließen, Vollwäsche einstellen, mit weichspülen. Ich weiß zwar nicht was das ist, aber es hört sich gut an. Bis jetzt klapp es ja prächtig. Klappe für Waschmittel öffnen und , was ist das? Da sind 3 Fächer zu sehen. Welches ist denn nun das richtige. Warum muß man denn immer alles so kompliziert machen. Na gut, nehmen wir das Mittlere. Das kann nicht verkehrt sein. Nun auf Start stellen. So langsam durchschaue ich das Ganze. Hätte mich auch gewundert. Wofür habe ich denn Abitur. Die Maschine wäscht, und ich beschließe mir einen Eiergrog zu machen und die Wäsche morgen aufzuhängen. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück gehe ich guter Dinge zur Waschmaschine. Diesmal läßt sich die Tür auch einwandfrei öffnen. Die frische Wäsche in die Wanne und ab damit zur Wäscheleine. Was ist das? Die Wäsche ist glitschig und fühlt sich seifig an. Ich stoße einen Urschrei aus, der bestimmt alle Nachbarn geweckt hat. Warum klappt das bißchen Waschen denn nicht. So ist das nun mal. Moderne Technik schön und gut. Aber manchmal versagt sie eben. Da hilft jetzt nur noch meine Lebenserfahrung. Ich gehe zum Instrumentenschrank und hole mein Waschbrett raus. Es hat mir Jahrelang als Rhythmusinstrument gedient. Nun wir es eben wieder seinem eigentlichen Zweck zugeführt. Schnell noch alles Nötige einkaufen gehen. Ich stürme in den Drogeriemarkt, greife mir eine Kassiererin und frage nach Plastikwannen, Bleichsoda, Kernseife und Wurzelbürste. Die starrt mich an, wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Dann setzt sie sich in Bewegung und kommt nach einer Weile bepackt wieder. Bleichsoda gibt es nicht mehr, alles Andere haben wir hier. Ich bedanke mich für die Mühe, bezahle und fahre zufrieden nach Hause. Nun erst einmal die Wäsche einweichen. Wenn es kein Bleichsoda gibt, weiche ich eben in Waschpulver ein. Hmm gibt kein Bleichsoda mehr. Womit waschen denn die anderen Frauen. Nun stelle ich den großen Einwecktopf auf den Herd. Das Heiße Wasser gieße ich über die eingeweichte Wäsche, Behandele jedes Stück Wäsche mit Kernseife und Wurzelbürste, rubbele es mit dem Waschbrett und werfe die so behandelte Wäsche zum Spülen ins saubere Wasser.
Ich betrachte zufrieden das Ergebnis. Na bitte, und davon machen die Frauen so einen Aufwand. Wir Männer sind in einigen Dingen doch praktischer veranlagt. Das ist genetisch bedingt. Zufrieden hänge ich die tadellos saubere Wäsche auf. Bei dem schönen Wetter, die Sonne beginnt zu scheinen und es ist windig, ist die Wäsche bestimmt schnell trocken. Nach ca. 4 Stunden ist auch wirklich alles trocken. Nur ist die Wäsche irgendwie brettig und hart. Na ja, die muß wahrscheinlich nur etwas weichgeklopft werden. Ich bringe die Wäsche ins Bügelzimmer, stelle sie Stück für Stück an den Schrank und beschließe für heute Feierabend zu machen. Habe heute schließlich übermenschliches geleistet. Die Waschmaschine werde ich nie wieder benutzen. Es geht doch so viel besser. Mein Feierabendbier habe ich mir heute verdient.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.