Wir sind aus der Reha zurück. Ich habe
meine Frau in der Reha begleitet, weil mir etwas Ruhe auch gut tut.
Nebenbei habe ich dort einen Kursus für pflegende Angehörige
belegt. Wenn ich das schon früher gemacht hätte, hätte ich mir die
Leistenbruch OP sparen können. Nie hätte ich geglaubt, das bei der
Pflege so viel beachtet werden muß. Nun sehe ich den Beruf der
Altenpflegerin mit anderen Augen.
Heute ist das Wetter noch einmal
richtig schön. Der Pflegedienst kümmert sich gerade um meine Frau.
Meine Töchter sind auch zu Besuch, so das ich etwas Zeit für mich
habe. Also rauf aufs Motorrad, und ab zur Eisdiele. Es ist zu kalt
für ein Eis, aber die backen ein phantastisches italienisches
Hefegebäck. Eigentlich wollte ich mich rein setzen, aber die Sonne
scheint genau auf die Terrasse und wärmt doch noch ein wenig. Der
Kaffee ist sehr gut und das Hefegebäck klasse. Zum Nordostsee Kanal
sind es knappe hundert Meter. Dort hat sich schon eine Menschenmenge
versammelt. Wahrscheinlich kommt wieder ein großes Passagierschiff
durch den Kanal. Die Sonne genießend hänge ich meinen Gedanken
nach. Über mir ziehen die ersten Wildgänse nach dem Süden. Soweit
ich sehen kann sind es Kanadagänse. Deutlich ist die weiße
Wangenzeichnung zu erkennen.
Gestern war ich auf dem Bio Hof, von
dem ich jedes Jahr ein Schwein zum schlachten kaufe. Ich habe mir
eine mittelschwere Sau ausgesucht. Die habe ich Susi getauft, weil
ich nur etwas esse, was einen Namen hat. Ich freue mich schon auf das
Schlachtfest und das Wursten. Das erinnert mich dann immer an meine
Kindheit. Damals waren noch Hausschlachtungen erlaubt. Das
geschlachtete Schwein wurde dann über Nacht zum Auskühlen an einer
Leiter aufgehängt, vor das Haus gestellt. Damals konnte man das
noch, heute wäre ich mir nicht so sicher ob das Schwein dann morgens
noch da ist. Nur einmal ist damals ein Schwein von der Leiter
verschwunden. Das gab eine große Aufregung im Dorf.
Es hatte zwar geschneit und die Spuren
von einer Handkarre waren auf dem Hof deutlich zu erkennen. Nur auf
der Straße verlor sich die Spur, weil Der Döschdamper (eine
dampfbetriebene Dreschmaschine) in aller frühe die Straße befahren
hatte. Unser Dorfpolizist meinte aber er würde den Dieb schon
finden. Und richtig. Die Sau war am Sonntag verschwunden. Er meinte
das er noch zwei Tage warten muss, dann würde ihn seine „Spürnase“
schon zum Dieb führen. Also ging er am Mittwoch zur Mittagszeit
durch das Dorf. Vor einem Haus in der Siedlung blieb er stehen,
schnupperte kurz und ging dann ins Haus. Dort saß die Familie Zum
Mittagessen am Tisch. Es gab Schweinebraten, was es früher
bestenfalls nur am Sonntag gab. In der Waschküche hing der Rest vom
Schwein. Es war erstaunlich wie viel die Familie in drei Tagen
gegessen hat. Die Familien waren damals eben größer als heute.
Während ich so vor mich hin sinnierte wurde ich von einer
Schiffssirene in die Wirklichkeit zurück geholt. Ein großer
Luxusliner fährt langsam in die Schleuse.
Wie auf ein Kommando zückten alle ihre
Handys. Aha, dachte ich, die wollen das Schiff fotografieren. Doch
was ist das? Plötzlich drehten sich alle um, mit dem Rücken zum
Schiff. Hielten sich das Handy vor das Gesicht, einige hatten es
sogar an einer Stange befestigt, und drehten sich nach einiger Zeit
wieder um. Sahen dann auf ihr Handy und gingen anschließend ihrer
Wege. Da werde einer noch aus den Menschen schlau. Ich zahle,
schwinge mich so elegant wie es in meinem Alter noch möglich ist auf
mein Motorrad und fahre nach Hause.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.