Leise fallen die Schneeflocken und pudern den alten Schnee auf, das er in einem grellen weis erstrahlt. Bei solch einem Wetter zieht es mich raus in die Natur. Die Fasanenfütterung ist sicher zugeschneit. Auch das Futter werden die hungrigen Vögel vollständig gefressen haben. Es herrscht ja Notzeit für das Wild. Meine Frau macht ihr Mittagsschläfchen. So habe ich ein/ zwei Stunden Zeit. Beim Öffnen des Hintereingangs zum Garten, fällt mir der Schnee in die Waschküche. Eine beachtliche Schneewehe hatte sich an die Tür gelehnt. Also erst mal Schneeschaufeln. Eine viertel Stunde Später ging es dann endlich los. Mit warmen Stiefeln, dicker Jacke und Fellmütze sehe ich aus wie ein sibirischer Trapper. Aus dem Schuppen hole ich einen kleinen Sack mit Mischgetreide und Kaff. Neben dem Schuppen habe ich einen Haufen Prossholz gelagert. Ich nehme ein Bündel und schultere es. Prossholz sind dünne Zweige von Beerensträuchern. Das ist ein gutes Winterfutter für Rehe und Hasen. Mit meiner Last passe ich kaum durch den Durchgang am Ende meines Grundstückes. Dort fällt mein Blick auf meine Bank. Mein Ruhepol, wenn ich mal über einige Dinge nachdenken muß.
Die Schneeschicht auf dem Feld ist nicht sehr dick aber jungfräulich weis. Nach gut 1 ½ Kilometer, erreiche ich die Fütterung. Die Überdachung hat den Schnee ferngehalten. Es ist aber kein Futter mehr da. Es war also höchste Zeit, das ich gekommen bin. Ich entleere den Sack in der Fütterung, nehme das Bündel Prossholz und spieße es auf den Pfahl, den ich dort eingeschlagen habe. Nun setze ich mich auf den Baumsumpf, am Knick. Es ist still. Keine Kreatur zu sehen. Es ist sehr kalt und der Wind macht es nicht angenehmer aber ich friere nicht. Ich bade ja schließlich fast jeden Tag in der Elbe. Die letzten Tage ging es aber nicht wegen dem Eisgang. Mir gehen allerlei Gedanken durch den Kopf. Gestern war Subbi wieder hier um sich ihre Bestrafung abzuholen. Es war schön wie immer. Hinterher habe ich immer ein schlechtes Gewissen. Immer die Zweifel ob es Recht ist was ich tue. Ich habe oft versucht meine Neigung zu bekämpfen aber die Neigung war immer stärker und hat sich durchgesetzt. Ich habe mich damit abgefunden und genieße es auch. Warum denn bloß immer diese Zweifel.
Der Schneefall wird stärker. Ich breche auf. Wenn ich meine Frau allein zu Hause lasse werde ich nach einer Weile unruhig. Wenn ich weiter weg muß, passen die Kinder auf sie auf. Früher kam meine Frau immer mit zum Füttern. Ihre Begleitung fehlt mir aber so ist das Leben. Ich freue mich über jeden Tag den ich sie habe. Sie ist ein großartiger Mensch. Sie gibt mir so viel Liebe. Und sie hat es geschafft, den alten Weltenbummler seßhaft zu machen. Ich habe nie geglaubt, das aus mir ein Familienmensch wird und das ich mich dabei Wohl fühle.
Leise gehe ich ins Haus. Meine Frau schläft noch fest. Ich werde mir zum Aufwärmen erst mal einen Tee mit Geelen Köhm machen. Die Stunde in der winterlichen Natur hat mir gut getan. Ich bin entspannt und zufrieden. Es war kalt aber ich habe es nicht einmal bemerkt. Zufriedenheit ist eine warme Jacke.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.