Auch wenn ich mich frage, wo die Zeit
geblieben ist, es ist wieder einmal so weit. Es geht auf Weihnachten
zu und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Draußen ist es nasskalt.
Auch wenn noch kein Schnee liegt, habe ich doch schon begonnen das
Wild zu füttern. An einem Knick zwischen den Feldern habe ich vor
Jahren eine Futterstelle angelegt. Manchmal stehe ich mit dem ersten
Licht des Tages auf und beobachte das Wild, wie es sich über das
Futter hermacht. Der Anblick entschädigt für die durchgefrorenen
und schmerzenden Knochen. Aber ich habe ja das Kaminfeuer um mich
wieder zu wärmen. Meine Tochter kommt um bei meiner Frau zu bleiben,
weil ich den Weihnachtsbaum auf dem Weihnachtsmarkt kaufen will.
Sonst habe ich das immer zu Fuß erledigt, aber meine frisch
operierte Leiste zwingt mich das Auto zu nehmen.
Hoffentlich werde ich nicht faul und
bequem. Mein tägliches Bad in der Elbe wurde mir von der
Wasserschutz verboten, Tauchen hat mir meine Ärztin verboten und
joggen kann ich wegen meines Knies nicht mehr. Was soll`s, es gibt
schlimmeres. Auf dem Weihnachtsmarkt angekommen, führt mich mein
erster Weg zum Glühweinstand. Das Gesöff, welches der Verkäufer
mir als Glühwein verkauft hat, ist eher eine saure Brühe mit
leichtem Weinessig und Rosinenaroma. Scheint aber lustig zu machen.
Um mich herum ist alles bester Laune. An einer Ecke des Standes steht
ein Paar mittleren alters. Ein Paar kann es eigentlich nicht sein,
denn sie sind zwar verheiratet, aber nicht miteinander. Er hat sie in
die Ecke gedrückt und fährt mit der Hand ihren Rücken herunter,
bis in ihre Jeans. Dort bewegen sich seine Finger, bis sie
anscheinend gefunden haben was sie suchen, denn sie Quiekt plötzlich
laut auf. Ihrem Gesichtsausdruck zu vernehmen, war es ihr aber nicht
unangenehm. Meine saure Brühe wird langsam kalt, so das ich den Rest
stehen lasse, um diesen sündigen Ort zu verlassen.
Bei den Weihnachtsbäumen angekommen,
War ein Verkäufer in einem Gespräch mit einem Kunden. Das war mir
ganz recht, weil ich mir den Baum am liebsten in aller Ruhe alleine
aussuche. Doch da hatte schon ein zweiter Verkäufer auf mich
gelauert. Er griff sich ein kleines , grünes Weihnachtsgestrüpp,
was man beim besten Willen nicht als Baum bezeichnen konnte. Ich ließ
ihn sofort abblitzen und machte ihm klar, das ich meinen Baum in Ruhe
selbst aussuchen wolle. Nach einem Rundgang hatte ich einen Baum
gefunden. Knapp über zwei Meter hoch und gut gewachsen. Neben mir
stand immer noch der Verkäufer, der sich zu Anfang mit einem Kunden
unterhielt. Es war auch noch der selbe Kunde. Sie waren im Laufe
ihres Gespräches bei der Politik gelandet. „Auch wenn es in
unserem Land nicht immer demokratisch zu geht, sollten wir froh sein,
eine so gute Kanzlerin zu haben“. „Das kann doch nicht ihr Ernst
sein,“ erwiderte der Kunde. „Doch,“ antwortete der Verkäufer.
„Es muss uns erst einmal wieder schlechter gehen, das ist der
Wandel der Zeit, und wer kann es schon jedem Recht machen“. Ich
dränge mich mit dem Baum im Arm zwischen Verkäufer und Kunde und
reichte dem Verkäufer die 45,- Euro für den Baum. Der Kunde nutzte
die Gelegenheit zur Flucht.
Der Baum passte gerade so ins Auto. Auf
der Fahrt nach Hause dachte ich noch einmal an die Worte des
Verkäufers und des Kunden. Ich verstehe nicht, wie jemand eine so
grottenschlechte Politik, wie sie uns von Merkel und Co. aufgenötigt
wird verteidigen kann. Für jedes Problem. Scheint es für sie nur
eine Lösung geben. Sozialabbau. In der Tat wird es mit dem Wandel
der Zeit entschuldigt. Aber, man kann Ungerechtigkeit nicht mit dem
Wandel der Zeit entschuldigen. Ein Politiker braucht es nicht jedem
Recht machen, er soll aber nach Recht und Gesetz handeln. Heute wird
leider nur zu oft das Recht gebeugt oder der Politik angepasst.
Neoliberal.
Als ich die Weihnachtsbeleuchtung an
meinem Haus sehe, bessert sich meine Laune sofort wieder. Vor meinem
Kamin, mit einer Tasse Teepunsch sieht die Welt wieder um einiges
besser aus. Zuhause ist nun einmal Zuhause.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.