Die Uhr zeigt schon fast halb Vier. Die Nachbarn, die kurz um Mitternacht rüberkamen um auf das neue Jahr anzustoßen, sind wieder gegangen. Ich sitze vor meinem Kamin. Ins Bett will ich noch nicht. Ich will noch etwas meinen Gedanken nachhängen. Außerdem habe immer noch keine guten Vorsätze für das neue Jahr gefasst. Der Sekt im Glas ist schal geworden. Ich mag heute keinen Alkohol. Früher habe ich manchmal auch etwas zu viel getrunken. Ist mir auch immer wieder schlecht bekommen. So ist diese Möglichkeit, für einen guten Vorsatz abhanden gekommen. Meine Frau behauptet ich bin ein leidlich guter Ehemann, meine Kinder erwähnen manchmal, das ich ein guter Vater bin. Das geht also auch nicht. Also gibt es eben keine guten Vorsätze für das nächst Jahr.
Das Kaminfeuer ist fast runter gebrannt. Ich lege einen Holzscheit auf. Sofort reckt sich die Flamme wieder empor und beginnt das Holz zu verzehren. Ich kann stundenlang am Feuer sitzen und meinen Gedanken nachhängen. Es wärmt und schützt. Besonders wenn man außerhalb der Zivilisation übernachtet. Damals in Afrika am Rande der Namib. Ich wollte unbedingt noch über die Grenze von Südafrika, wurde aber von der Dunkelheit überrascht, die im Süden sehr schnell hereinbricht. Über den Pass bei der Dunkelheit war mir zu gefährlich. Also fuhr ich wie ich es schon sehr oft gemacht habe unter einen großen Baum und stellte mein Motorrad ab. Dort lagen viele abgestorbene Äste herum, so das ich im Nu eine schönes Lagerfeuer entzündet hatte. Am Horizont zog ein Gewitter auf aber ich hatte keine Lust mehr ein Zelt aufzuschlagen. Das Feuer wärmte und so schlief ich ziemlich schnell ein. Durch laute Schreie wachte ich auf und sah eine Gruppe Afrikaner keine hundert Meter von mir entfernt stehen. Sie schrien laut und fuchtelten mit ihren Speeren herum.
Ab und zu zeigten sie auf den Baum bzw. ins Geäst über mir. Ich blickte hoch und sah auf einem Ast über mir einen Leoparden liegen. Der schaute mich müde an. Weglaufen war keine gute Idee. Also nahm ich mir einen Stein und einen der Knüppel die dort herum lagen und brüllte so laut ich konnte er solle verschwinden, sonst gerbe ich ihm seinen ungewaschenen Pelz. Warf mit dem Knüppel nach ihm, der ihn nur knapp verfehlte. Der Stein traf ihn am Hals. Laut fauchend erhob er sich, sprang vom Baum und rannte weg. Mit einem weiteren Knüppel in der Hand lief ich ihm ein Stück hinterher. Er war im hohen Gras verschwunden. Dann kamen die Afrikaner zu mir gerannt und fingen an zu Tanzen. Einer von ihnen kam aus dem Kongo und sprach, wie ich bald ich bald merkte gutes Flämisch. Da ich leidlich Holländisch spreche unterhielten wir uns eine Weile. Er machte mir klar, wie dumm und leichtsinnig mein Verhalten war. Wer in Afrika unter einem Baum schlafen will sollte immer erst nach oben sehen. Ich sollte noch in ihrem Dorf bleiben, aber ich war damals ein gehetzter und wollte gleich weiter. Er meinte, wer es zu eilig hat, ist oft so schnell, das seine Seele nicht mehr hinterher kommt. Und ich sollte in Zukunft nicht mehr mit einem Leoparden schlafen. Er könnte hungrig sein.
Trotz allem sind die Nächte in Afrika das schönste was ich erlebt habe. So langsam überkommt mich die Müdigkeit. Da fällt mir plötzlich doch noch ein guter Vorsatz für das neue Jahr ein. Ich werde alles etwas ruhiger im neuen Jahr angehen, damit meine Seele immer hinterher kommt. Das ist ein guter Vorsatz und ein Rat den ich allen geben kann. Wir haben nur dieses eine Leben.
Ich wünsche euch allen ein gutes Neues Jahr.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.