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Badguy

Bravinator und Quoten-Böser

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1

Samstag, 19. Dezember 2020, 15:57

Sorge oder Angst?

Allenthalben liest, hört man und hat vielleicht selbst inzwischen
Angst oder Sorge um die eigenen Gesundheit und die der Familie, der Freunde. Angst oder Besorgnis um die wirtschaftliche Existenz. Das Klima, die Demokratie, Flüchtlinge, alles bereitet Ängste und/oder Sorgen.

Seid ihr eher die Menschen, die besorgt sind oder habt ihr auch mal Angst?

Dürfen nur die Schwachen Ängste haben und die Starken dürfen höchstens besorgt sein?

Was unterscheidet eigentlich genau die große Sorge von ein bisschen Angst?

Vielleicht ein bisschen zu intim für hier, das Thema, aber mich beschäftigt es gerade.
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Keep it simple !
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2

Samstag, 19. Dezember 2020, 16:11

Seid ihr eher die Menschen, die besorgt sind oder habt ihr auch mal Angst?

Natürlich habe ich auch mal Angst. Aber mehr noch bin ich besorgt. Schon beruflich kann ich mir es nicht mehr leisten mich meinen Ängsten hinzugeben. Ich darf sie aber auch nicht verleugnen. Würde ich es machen, würde ich auch Ängste anderer verleugnen.
Ängste werden gefährlich, wenn sie anfangen das Leben und auch das Denken zu beinträchtigen. Oder wenn Ängste anfangen jede Logik auszuschalten und einem unfähig machen, machbare Lösungen anzunehmen oder zu erkennen.

Zitat

Dürfen nur die Schwachen Ängste haben und die Starken dürfen höchstens besorgt sein?

Nein, natürliche Ängste sind sogar wichtig. Sie können Einem hindern, sehenden Fußes auf ein Unglück zu zusteuern. Und schwach ist für mich jemand, der seine Ängste verleugnet und nicht wahrhaben will. Daher wäre es schon ein Widerspruch für mich, wenn ich die Frage mit Ja beantworten würde.

Zitat

Was unterscheidet eigentlich genau die große Sorge von ein bisschen Angst?

Ich würde sagen, dass Angst eine Folge von Sorge sein kann. :kaffee:
Toleranz funktioniert nicht! ...
Toleranz möchte das Anderssein des anderen überwinden,
und nicht das Problem, was Menschen mit dem Anderssein des anderen Menschen haben.

Johannes Kram (Autor, Blogger und Marketingstratege)
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"Als ich beim Militär war, gaben sie mir einen Orden, weil ich zwei Männer tötete,
und entließen mich, weil ich einen liebte."

Grabinschrift von Leonard Matlovich (1943-1988)

miri

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3

Samstag, 19. Dezember 2020, 17:26

natürlich kenne ich angst und sorge, aber tatsächlich bin ich nicht sonderlich durchdrungen davon. ich bin dankbar dafür mit dem Gott der Bibel verbandelt zu sein, der in eben dieses buch für jeden tag eines schaltjahres einmal schreiben ließ: "Fürchtet Euch nicht!"... und so wie ich ihn kenne, ist es weniger ein befehl als vielmehr ein: "Du brauchst Dich nicht zu fürchten!"

in wenigen tagen wird diese botschaft, die die Engel auch den Hirten auf dem Felde in der Heiligen Nacht überbrachten, wieder überall zitiert werden. Es ist die zentrale Weihnachtsbotschaft.

mich selbst hat sie in den vergangenen 3 jahren durch 4 große krisen getragen: ein schwerer unfall, große berufliche sorgen, der verlust einer partnerschaft, die mich sehr bereichert hat und der tod meiner Mutter. ich habe Jesus geglaubt, als er sagte: "All Deine Sorgen wirf auf mich, denn ich sorge für Dich!" und ich durfte seine Liebe, seine Nähe und seinen Trost erleben.

mein ganzes leben lang hat mich der 23. Psalm begleitet und mir(i) Geborgenheit geschenkt. in diesem coronajahr habe ich ihn mit meinen Schulkindern auswendig gelernt. ich hoffe, dass er ihnen auch einen halt im leben geben kann:

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.
Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat. :sonne:

H.J. Eckstein

Klara

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4

Samstag, 19. Dezember 2020, 18:55

Das sind fast philosophische Fragen. Angst und Sorge oder Besorgnis sind natürlich keine klar voneinander trennbaren Konstrukte, sie können ineinander übergehen.

Was ich wichtig fände, um über dieses interessante Thema zu sprechen, wäre, die Begriffe "die Schwachen" und "die Starken" zu klären.
Wann gehört jemand für mich zu einer dieser Gruppen? Und gibt es nur diese zwei Sorten Menschen? :)
Worin besteht die Stärke und worin die Schwäche? Wann ist jemand stark und wann schwach?

Ich fasse die Fragen so auf, dass mit stark und schwach eher psychisch stabil und instabil gemeint ist.
Angst zu haben, kann absolut notwendig sein, das wissen wir alle aus dem Straßenverkehr. Wer vor tatsächlich gefährlichen, objektiv gefährlichen Situationen keine Angst hat, wäre für die begrenzte Lebensspanne, die ihm oder ihr bei diesem Mangel bliebe, sehr anders als alle anderen. Man kann auch sagen: verrückt.

Ängste haben eine Funktion, sie sollen Menschen schützen. Wenn jemand aber häufig Angst vor Dingen oder Situationen hat, von denen keine reale Gefahr ausgeht, ist das neurotisch, um es mal altmodisch zu sagen.
Angst und Stress sind sehr eng verwandt. Wer besonders ängstlich ist, empfindet in Situationen, die andere nicht im Ansatz "jucken", Stress.
Ängstliche Menschen sind aber oft besonders sensibel, auch für andere, und das ist in meinen Augen eine Stärke.

Es gibt Grade der Ängstlichkeit, die zu Angststörungen führen, Phobien, Panikattacken, Zwänge, paranoide Zustände, generalisierte Ängste, also Ängste, die sich vom ursprünglichen Gegenstand der Angst auf alle möglichen anderen Situationen erweitern.
Depression und Angst sind auch so etwas wie siamesische Zwillinge.

Zu viel Angst macht krank. Zu wenig macht verrückt. Ein zu wenig ängstlicher Mensch, im Extremfall zum Beispiel ein Psychopath, ist gefährlich. Ein zu ängstlicher Mensch kann für sich selbst und seine Umwelt zur "Last" werden.

Ich stimme Opa Schlumpf in vielem zu. Angst zu haben ist natürlich. Die Frage ist aber, wie man mit wiederkehrender Angst umgeht, die nicht mit einer konkreten, realen Ursache zu tun hat. Angst kann sich verselbstständigen und dann sozusagen das Steuer übernehmen.

Ich finde, Angst sollte, um beim Bild des Autofahrens zu bleiben, auf dem Rücksitz sitzen. Sie kann ruhig da sein, aber sie sollte nicht das Leben beherrschen dürfen.

Sorge ist ja auch im Wort Fürsorge enthalten und beschreibt etwas Vorausschauendes. Wer sich sorgt, wendet in Kombination aus Sorge und Vorsorge oder Fürsorge den Schaden, den er/sie befürchtet durch strategisch kluges Verhalten von sich und anderen ab.

Sorglosigkeit ist wie die Abwesenheit von Angst auch etwas verrückt. Wenn man sich über alles Sorgen macht (es gibt tatsächlich eine psychische Störung, die Grübelzwang heißt), beeinträchtigt das die Handlungsfähigkeit und man versinkt im drohenden Elend.
Auch hier ist es wichtig, zwischen begründeten und nicht begründeten Sorgen zu unterscheiden. Wenn man viele unbegründete Sorgen hat, können daraus ebenso unbegründete Ängste entstehen.

Das Thema ist sehr komplex. Es gibt sicher Kilometer von Literatur dazu.

Wir brauchen Ängste und Sorgen und wir müssen lernen, sie zu zähmen, wenn sie überschießend werden.

Ich selbst bin ambivalent bei diesem Thema. Insgesamt bin ich eher vorsichtig und manchmal auch zu ängstlich, aber ich überlasse der Angst nicht die Regie. Dafür neige ich manchmal und in manchen Bereichen zu einer Sorglosigkeit, die schädlich werden kann, mit der es sich aber leichter leben lässt. Manchmal bin ich so ängstlich, dass es mir feige vorkommt, dann wieder mutiger als andere. Zu viel Mut ist wiederum Übermut.

Wie in so vielen Bereichen des Lebens bestimmt die Dosis das Gift.
I have seen too much. I haven't seen enough.
Radiohead


5

Samstag, 19. Dezember 2020, 19:28

Ich kenne beides, wie wahrscheinlich fast jeder andere auch. Richtig Angst hatte ich aber noch nicht oft, eher mal Sorge.

Evtl unterscheidet es sich auch durch die momentane eigene Verfassung. Ist das Leben, die private, berufliche, familiäre Situation gut, dann bereiten Dinge vlt eher Sorge, aber man kann gut und realistisch damit umgehen und es bereitet keine Angst.
Nehmen die Sorgen aber überhand und man sieht sich nicht mehr ein noch aus, dann schlägt es vlt schneller in Angst um?

Das war jetzt mal mein laienhafter Denkansatz ohne irgendwelch fundiertes Hintergrundwissen. :rolleyes:
Sei was du willst, aber was du bist, habe den Mut es ganz zu sein. :sonne:

6

Samstag, 19. Dezember 2020, 20:00

Angst ist eine evolutionär entstandene überlebensnotwendige Schutzfunktion.

Der Urmensch, der keine Angst vorm Säbelzahntiger hatte, lief ihm brusttrommelnd entgegen.

Er wurde vom Säbelzahntiger gefressen - wahrscheinlich, bevor er sich fortpflanzen konnte.

Er hat sich selbst aus der Evolution gekegelt, weil das, was er für Stärke hielt, einfach nur Blödheit war.

Wir sind alle Nachkommen von denen, die überlebt haben, weil sie
u.a. eine "konstruktive Angst" vor Säbelzahntiger & Co hatten.

Wir tragen diese Erbinformation in uns - sie ist ein wichtiger intuitiver Bestandteil unseres Schutzes vor Gefahren.


Besorgnis ist m.E. eher der rationale Anteil des Selbstschutzes (resultierend aus Erfahrung, Wissen über die Gefahr, Vernunft)

Beide Teile sind erst in Kombination ein schlagkräftiger Schutzmechanismus.

T.

Horst

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7

Sonntag, 20. Dezember 2020, 01:33

Hallo,

ich unterscheide 5 Stadien bei kommenden Unerfreulichkeiten.
Risikobewusstsein
Sorge
Angst
Panik
Hoffnungslosigkeit

Ich habe alle Stadien erfahren und denke heute nachdem es vorbei ist. Alles gefühlt zu haben ist ein wichtiger Teil von vollständig gelebt zu haben.

Ansonsten gilt für mich
Wer keine Angst kennt ist ein Psychopath oder ein Idiot.
Der Rest ist Einschätzungsvermögen.

Horst
Komm Du Schöne, komm in den Garten mit den schwarzen Rosen.

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8

Sonntag, 20. Dezember 2020, 06:54

Depression und Angst sind auch so etwas wie siamesische Zwillinge.

Diesen wichtigen Satz möchte ich kurz aufgreifen. Wir leben in Zeiten, in denen depressive Erkrankungen stark zugenommen haben und höchstwahrscheinlich wird sich dieser Trend über den Winter fortsetzen. Es gibt so viele Menschen, die dieses Jahr gezwungen sein werden, Weihnachten und den Jahreswechsel alleine zu verbringen, sei es quarantänebedingt oder weil sie keine Familie haben. Sich übermäßig zu sorgen bzw. ständig über die gleichen Dinge zu grübeln ohne dabei einer Lösung auch nur ansatzweise näher zu kommen gilt mittlerweile als ein Leitsymptom einer Depression. Oft ist es das erste Symptom, das sich zeigt.

Deshalb: denkt nicht nur an eure physische Gesundheit und an die eurer Angehörigen und Freunde. Auch von Einsamkeit geht eine Gefahr aus.
Ich gleich' in dieser Welt 'nem Tropfen Wasser,
Der einen andern Tropfen sucht im Meer

William Shakespeare

Lilli

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9

Sonntag, 20. Dezember 2020, 10:41

Spontan hätte ich gesagt, Angst ist ein negatives Gefühl, das handlungsunfähig macht. Sorge ist auch negativ, aber lenkt das Handeln in konstruktive Bahnen.

Das ist aber zu simpel. Angst bremst auch eigendynamisches Verhalten aus und führt vielleicht auch zum Reset. Halten, Besinnen, Neuorientieren.
Blöd ist, wenn der Angstreiz objektiv von einer Bedrohung herrührt. Dann kann Neuorientieren nur bedingt was bringen.

Ich finde aber, selbst in dieser Coronasituation, dass vieles Einstellungssache ist. Ich muss mich mit den Gegebenheiten abfinden, mich dazu stellen und so handeln, wie es für mich richtig ist.

Da vieles grenzwertig ist, ist das nicht unbedingt geschmeidig zu entscheiden und es bleibt ein Kompromiss. Hier leitet eher Sorge das Denken.

Habe ich mich falsch entschieden oder das Gefühl zumindest, bleibt die Angst, jemandem Schaden zugefügt zu haben.
Da kann ich nichts mehr lenken und muss handlungsunfähig abwarten, was passiert.

Ich komme wieder zu dem Punkt, Angst passiert eher mit einem, Sorge initiiert Handeln.
Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre der Brief kürzer geworden.
(Goethe oder Twain, man weiß es nicht)

D'Artagnan

(k)einer für Alle

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10

Dienstag, 22. Dezember 2020, 11:17

Eine schöne und interessante Frage.
Natürlich ist der Unterschied sehr diffus, sonst wärst du @Badguy auch nicht daran hängengeblieben.
Er geht vielleicht auch mit der individuellen Betrachtungsweise einher.

Ist es ein Unterschied wenn ich sage "Ich sorge mich um meine Gesundheit" oder "Ich habe Angst krank zu werden?"
Beides Aussagen die gerade jetzt sicher zu hören sind. Ich würde mich allerdings für den ersten Entscheiden.

Ich mache mir Sogen um Ereignisse, deren Eintrittswahrscheinlichkeit gering ist, oder ich aufgrund meines Optimismusses als gering einschätze. Man sagt ja auch 90% aller Sorgen sind unbegründet, weil der Gegenstand der Sorge, das Ereignis welches Sorgen bereitet, gar nicht eintritt.
Ich glaube, meine Sorgen entstehen im Bauch oder im Herzen, gründen auf Empathiefähigkeit oder Liebe und beziehen sich um das Wohlergehen von Menschen die mir wichtig sind, auch um meine eigenes und vielleicht auch um existentielle Nöte.

Angst ist für mich Kopfsache, einer Angst kann ich mich stellen, mitunter dagegen angehen wenn ich es möchte.
Lange Zeit hatte ich zum Beispiel Angst, Projekte vor großem Publikum zu präsentieren, dagegen konnte ich in einer Therapie angehen, indem ich erlernte meine Kompetenz und Erfahrung im Bewusstsein zu haben.

Die Sorge um die Zukunft meiner Kinder, unseres Landes oder Planeten kann oder will ich gar nicht wegtherapieren.

Ich denke jeder Mensch hat Sorgen und gelegentlich auch Ängste. Sie sind genausowenig für die "Schwachen" reserviert wie das Glück für die Reichen.
Mehr,nicht nur über Spanking unter www.vanillaandspicy.blogspot.com

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