Wisst ihr noch wie voriges Jahr es am heiligen Abend war?
Diese Zeilen sind mir beim Sammeln dieser Gedanken eingefallen und ich stelle fest, es wird gar nicht so anders als letztes Jahr, unser Heiligabend, aber er wird in einer ganz anderen, zumindest veränderten Weit stattfinden.
Was mir fehlen wird ist der Besuch der Christmette in der festlich geschmückten Schlosskirche des Deutschordensschlosses, das Spiel des Posaunenchores und der Orgel, der Gesang der Kirchen- und Weihnschslieder, die nachdenklichen aber auch Mut machenden Worte der Pfarrerin und das Gefühl des zeitgleichen Innehaltens und Ankommens.
Was aber ist wie voriges Jahr, ist der Abend im Kreise meiner kleinen Familie, die traditionellen Pastetchen mit dem Ragout fin, dem Chicorée mit Granatapfelkernen und der Crème Brullé, dem anschließenden Weihnachtswichteln und einem schönen Abend zu viert in festlicher Stimmung.
Vielleicht werden wir gemeinsam etwas Spielen, mit Sicherheit herumalbern, aber auch mit den Gedanken bei den zwei Vätern in unserem Dorf sein, beide in meinem Alter und seinen Kindern in dem Alter der meinen, die dieses Jahr ein erstes Weihnachten ohne Partnerin und Mutter feiern, weil sie ihren Krebsleiden erlagen.
Demut und Dankbarkeit spüre ich dann wenn ich rückblickend feststelle mit wie wenig Sorgen ich durch dieses trübe Jahr gegangen bin, und mit wie viel Zuversicht ich in das kommende schauen kann. Zuversicht für meine persönliche Situation, aber auch mit Blick auf und Mitgefühl für jene, denen das Schicksal nicht so wohlgesonnen ist, und dem Wunsch dass sich auch Ihnen ein Licht am Ende des Tunnels offenbart.
Gar nicht so anders, der Heiligabend.
Anders war die Vorweihnachtszeit. Irgendwie habe ich sie ruhiger empfunden. Keine Weihnachtsfeiern, keine Weihnachtsmärkte, keine klebrigen Finger vom Punsch, keine verbrannte Zunge vom Glühwein und keine kalten Füße bei nassgrauem Wetter. Keine Parkplatzsuche, keine überfüllten Läden und kein Einkaufen bis auf den letzten Drücker. Nicht das ich nicht alles aber einiges davon nicht ein bisschen vermisst habe, aber wirklich brauchen tue ich das Gedränge um die Stände und in den Städten nicht.
Am meisten vermisst habe ich das Christbaumfest in unserem Dorf, wo sich die ganze Gemeinde um den von den Schulkindern geschmückten Baum auf dem Schulhof versammelt und die Ortsvereine die Möglichkeit haben durch Verkaufsstände ihre Kassen aufzubessern.
Es war immer eine Möglichkeit nochmals den ein oder die andere zu treffen, die man lange nicht gesehen hat und mit ihnen zu plaudern.
Aber auch dafür wurde Ersatz gefunden. Unter dem Motto „Zünde ein Licht an", konnten sich Bürger melden, die bereit waren ein Fenster mit Lichtern und weihnachtlichen Motiven zu dekorieren. Im ganzen Ort verstreut wurde in der Adventszeit jeden Tag ein weiteres Fenster dekoriert, und man konnte viele Mitbürger beim abendlichen „Fensterln" begegnen und ein paar Worte wechseln. Die Resonanz der „Willigen" ein Fenster zu Verfügung zu stellen und zu schmücken war sogar so groß, dass ausgelost werden musste.
Anders war auch die Ankunft der Familienmitglieder. Statt wie üblich am Tag vor Heiligabend zu erscheinen, hat Sebastian schon zwei Wochen zuvor sein Kinderzimmer zum Home - Studying-Room umfunktioniert und Annika bewohnt (weil sie ihren Frisörladen schließen musste und ihr Freund noch arbeiten muss) seit Samstag das ihre, welches schon wieder aussieht als hätte sie ein halbes Jahr nicht aufgeräumt.
Nach dem fast „same procedure as every year" an Heiligabend wird Weihnachten selbst etwas anders stattfinden. So wie die Vorweihnachtszeit... ruhiger eben.
Zu Hause bleiben statt heim fahren. Ich weiß nicht wie ihr es unterscheidet, mein Zuhause ist wo mein Haus steht, daheim wo ist, wo ich groß geworden bin, wo meine Eltern wohnten, das Elternhaus steht.
Mein Daheim existiert seit fast zwei Jahren nach dem Tod meiner Mutter und dem Verkauf des Elternhauses nur noch in der Erinnerung.
Bei meiner Frau ist es anders, ihre Eltern, beide um die 80 leben noch, und ich glaube es fällt ihr schwerer als ihnen, dieses Jahr auf den Besuch daheim zu verzichten. Nicht weil es uns die Coronaregeln verbieten sondern unser gesunder Menschenverstand, der uns nicht alles erlaubt was nicht verboten ist. Dieser fehlende Menschenverstand ist meines Erachtens der Hauptgrund für den „Erfolg" des Virus, und der Notwendigkeit der ganzen Regeln und Verbote.
Wir werden zu Hause bleiben, unserer kleinen Kreis noch um den Freund unserer Tochter erweitern und uns die Zeit in Gesellschaft mit Spielen, Reden oder auch dem ein oder anderen Film vertreiben, und nach und nach die vollen Fächer des Kühlschrankes wieder leeren.
Was wir leider nicht erleben dürfen ist die festlich geschmückte Weihnachtstafel im Hause meiner Schwiegereltern, das Essen mit 13 Personen aus 6 Haushalten, den Spaß beim Uno spielen mit Nichten und Neffen und dem dabei irgendwann obligatorisch umkippenden Getränkeglas, letztlich einfach das Treffen mit Menschen die und am Herzen liegen.
Was wir zum Glück nicht ertragen müssen ist die grauburgundergeschwängerte Mentalität meines Schwiegervaters, die immer an solchen Tagen auftritt, wenn er wieder feststellt dass mein kinderloser Schwager das Haus seines Vaters (7 Zi, 2K, 2B, GästeWc, Wintergarten, 2 Garagen, viel Land ) nicht übernehmen möchte, und die zu später Stunde aufkommenden Diskussionen bei politischen Themen, vor allem mit den Reizworten „Grüne" und „Windräder"
Vieles ist anders, auf einiges müssen wir leider verzichten, das ein oder andere bleibt uns auch erspart.
Wie ist es bei euch? Was ist anders, was bleibt gleich? Seht ihr nur die negativen Auswirkungen und Einschränkungen oder könnt ihr der Situation auch etwas Positives abgewinnen?
In diesem Sinne schon heute der ganzen Oase ein schönes, friedvolles, harmonisches und coronaconformes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen besonderen Dank der Administration die uns das hier ermöglicht.
Möget ihr alle gesund bleiben
D'Artagnan